Kulturelle Revolution und die Eroberung der Welt

Neue Funde an der südostafrikanischen Küste legen den Gedanken nahe, daß der Übergang zum modernen Verhalten des modernen Menschen sich etwas anders abgespielt hat, als ich dies im “Zeitalter der Werfer” vor knapp 10 Jahren vermutete. Grundsätzlich bin ich der Wahrheit damals wohl schon recht nahe gekommen - im Detail scheinen jedoch einige Korrekturen angebracht. Aber schauen wir uns doch erst einmal an, was ich damals zu Papier gebracht habe - folgendes Kapitel stammt aus dem ZdW:

6.6 Natürliche Beschränkung der Gruppengröße und deren kulturelle Überwindung

Freilebende Schimpansenmännchen kooperieren nicht nur als Gruppenverband gegen die Mitglieder anderer Gruppen, sie bilden auch innerhalb der Gruppen Interessengemeinschaften, die bevorzugt aus den Söhnen der gleichen Mutter bestehen. Mit abnehmendem Verwandtschaftsgrad sollte ja auch im Prinzip Kooperation zunehmend durch Konkurrenz ersetzt werden, denn der Erfolg des genetischen Materials kooperierender Männchen basiert eben auf dem Ausschluß weniger eng verwandter Männchen vom Zugang zu den Reproduktionsressourcen. Wird die Gruppe zu groß, so findet kein relevanter Ausschluß mehr statt. Deswegen gibt es für die Gruppengröße bei Schimpansen eine Stabilitätsgrenze. Wird die Gruppe größer, so entfremden sich die Mitglieder, die Auseinandersetzungen innerhalb der Gruppe nehmen zu und es kommt entweder zur Teilung oder zur gewaltsamen Reduktion der Zahl männlicher Gruppenmitglieder. Die Auseinandersetzungen am Gombe waren die Folge einer derartigen Teilung. Die Tötung eines männlichen Gruppenmitglieds wurde bisher nur einmal beobachtet und zwar in einem Zoo. Die Frage, ob so etwas auch in freier Wildbahn geschieht, ist noch offen (de Waal, 1991).

Dabei überlegt sich natürlich kein Schimpanse, wann der richtige Augenblick gekommen ist, die eigene Gruppe zu destabilisieren, um daraus auf lange Sicht einen Fortpflanzungsvorteil zu ziehen. Der Zusammenhalt der Gruppe ergibt sich vielmehr aus der Enge des persönlichen Kontaktes unter den Gruppenmitgliedern, und dieser wird durch soziale Tätigkeiten wie das Lausen aufrechterhalten. Eine gewisse Rolle spielt sicherlich auch, daß Schimpansenmännchen ihren Verband nicht einfach verlassen können, da sie im Falle einer Begegnung mit fremden Männchen mit einem schweren Angriff rechnen müssen. Natürlich läßt sich die Zahl der auf diese Weise verbundenen Individuen nicht beliebig steigern, denn auf der anderen Seite steht ein gesundes Maß an angeborenem Eigennutz in Fragen der Fortpflanzung. Während die sozialen Wechselwirkungen innerhalb der Gruppe mit steigender Zahl adulter Männchen immer komplexer werden und ihre Bindung aneinander im Schnitt abnimmt, nimmt die Zahl möglicher Koalitionen für einen Machtkampf zu.

Die Stabilitätsgrenze für die Zahl der zu einer Gruppe gehörenden Schimpansen läßt sich offensichtlich unter intensivem Einsatz der Sexualität etwas nach oben verschieben. Laut Kano standen die Bonobos vermutlich vor der Aufgabe den Gruppenzusammenhalt zu festigen, da große Gruppen in ihrem Lebensraum besser in der Lage sind, die Nahrungsressourcen gut zu nutzen. Ihre Gruppenverbände sind mit bis zu 100 Individuen größer, als bei gewöhnlichen Schimpansen, wobei Sexualität vor allem von den Weibchen präventiv eingesetzt wird, um Aggressionen gar nicht erst aufkommen zu lassen (Savage-Rumbaugh & Lewin 1995; de Waal, 1995). Bonobos ähneln in vielen Aspekten ihres Sexualverhaltens dem Menschen, was zu ihrer Bevorzugung als Vorfahrenmodell beigetragen hat.

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Doch wenn die ausgeprägte Sexualität der Bonobos eine entwicklungsgeschichtliche Antwort auf die Anforderungen bei der Nahrungsbeschaffung in ihrem Lebensraum ist, hat es sie in der letzten Eiszeit so noch nicht gegeben (siehe Kap. 2.4).

Daß der Mensch ebenfalls vor der Aufgabe stand, möglichst große Gruppenverbände zu stabilisieren, liegt angesichts der Bedeutung der Auseinandersetzungen zwischen den Gruppen auf der Hand. Und der Mensch hat dabei anscheinend die Möglichkeiten, die die Sexualität zur Stabilisierung von Gruppen bietet ebenso voll ausgeschöpft, wie die Bonobos. Das hat jedoch sicherlich nicht zu ähnlichen Sozialstrukturen geführt, da die dahinterstehende Aufgabe eine ganz andere war. Die hohen Stellungen, die Bonoboweibchen in ihren Verbänden einnehmen, waren für weibliche Hominiden von jeher unerreichbar. Männliche Hominiden mußten immer aggressiv und später auch kriegerisch sein, dabei hatte ihre Kooperation untereinander immer einen hohen Überlebenswert. Sie hatten infolgedessen immer die besten Voraussetzungen, die Spitzenpositionen in der Gruppenhierarchie unter sich aufzuteilen. Da in menschlichen Gruppenverbänden die Männer ausgesprochen wehrhaft, aggressiv und dominant bleiben mußten, konnten auch unter Einsatz der Sexualität wahrscheinlich unter vorkulturellen Bedingungen keine so große Gruppen stabilisiert werden, wie man sie bei den ausgesprochen friedfertigen Bonobos beobachten kann. Eher ist es wohl so, daß eine weitere Verringerung der Gruppengröße infolge der hohen, geforderten Aggressivität der Männer durch Einsatz der Sexualität verhindert werden konnte.

Bei Schimpansen ist die Gruppenstruktur also eng mit dem Sexualverhalten verflochten und dieses wiederum aufgrund seiner elementaren Bedeutung für die Fortpflanzung sicherlich genetisch wirkungsvoll abgesichert. Gerade das Sexualverhalten, und daran gekoppelt die Gruppenstruktur, waren ebenso beim Menschen emotional fest verankert und widersetzten sich sehr lange elementaren Eingriffen durch die infolge der Sprachentwicklung aufkommende kulturelle Entwicklung. Dies galt um so mehr, als beim Menschen die Sexualität eine bedeutende Rolle bei der Stabilisierung der Gruppen übernommen hatte und damit Funktionen besaß, die die Gruppen stärkten. Ein kultureller Eingriff in das Sexualverhalten konnte also leicht zu einer Schwächung der Gruppe führen und wäre damit aus kultureller Sicht kontraproduktiv gewesen, denn die kulturelle Evolution dürfte bei kleinen, ethnozentrischen Verbänden durch Gruppenselektion gekennzeichnet gewesen sein (siehe Kap. 6.5). Andererseits ergab sich aus der natürlichen Gruppenstruktur des Menschen ebenso wie bei Schimpansen eine Beschränkung für die Größe und damit die Wehrhaftigkeit der Gruppen. Eine Aufhebung dieser Beschränkung mußte auf lange Sicht zu einer wesentlichen Stärkung der Gruppenverbände führen.

Für die Entwicklungslinie des Menschen sollte man eigentlich seit dem Übergang zum Homo erectus damit rechnen, daß die Gruppen immer größer wurden. Die Wehrhaftigkeit der Gruppen stand ja stärker im Vordergrund als je zuvor. Die Frage ist jedoch, wieviel Spielraum eine nach Schimpansenmuster strukturierte

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Gesellschaft zur Vergrößerung der Gruppe besaß, da eine Vergrößerung der Gruppen auf emotionaler Ebene mit den elementarsten Anpassungen aus dem Fortpflanzungsbereich kollidierte.

Die einer Schimpansengesellschaft immanente Beschränkung der Gruppengröße und deren letztendliche Überwindung durch kulturelle Maßnahmen stellen meiner Meinung nach den Schlüssel zum Verständnis der Vorgänge beim Übergang zum Jungpaläolithikum dar. Daß die Jungpaläolithiker in größeren Gruppenverbänden auftraten, als z.B. die Neandertaler, die von ihnen in Europa abgelöst wurden, wird durch archäologische Funde nahegelegt. Angesichts der hohen Bedeutung, die im SWAK-Modell den artinternen Auseinandersetzungen beigemessen wird, sind die zahlenmäßig überlegenen Gruppenverbände der Jungpaläolithiker eine hinreichende Erklärung für deren Ausbreitungserfolg. Die kulturelle Überwindung der biologischen Beschränkung der Gruppengröße verschaffte einer relativ kleinen, menschlichen Population die Überlegenheit, die nötig war, um alle anderen, biologisch weitgehend gleichwertigen, menschlichen Populationen in kurzer Zeit zu verdrängen. Sie ebnete gleichzeitig den Weg vom Aasfresser zum Großwildjäger.

Trotz seiner immensen Wehrhaftigkeit war der Mensch ein miserabler Jäger, da es ihm schlicht nicht gelang, bewegliche Tiere zu stellen. Das führte vermutlich zu der grotesken Situation, daß ein wehrhafter Höhlenbär, der sich den Angreifern stellte für die Neandertaler eine bessere Beute abgab, als ein Reh. Große Gruppen eröffneten beim Übergang zum Jungpaläolithikum die Möglichkeit effektiver Treibjagd. Der Mensch, der darauf spezialisiert war, gefährliche Tiere zu verjagen, war in großen Verbänden wiederum geradezu prädestiniert, seine Jagdbeute ins Verderben zu treiben. Der Übergang zur Treibjagd ist durch Fossilien belegt. Vor dem Jungpaläolithikum handelte es sich bei den von den Menschen verzehrten Tieren in erster Linie um besonders junge oder besonders alte Individuen. Dies entspricht der Zusammensetzung, die bei einem Aasfresser zu erwarten ist. Nach Beginn des Jungpaläolithikums repräsentieren die gefundenen Knochen besser das Altersprofil der Tierherden - ein Hinweis auf erfolgreiche Jagd (Lewin, 1995 a). Durch kulturelle Umwälzungen wurde ein Aasfresser und miserabler Jäger innerhalb von wenigen Jahrtausenden zum gefährlichsten Jäger der Weltgeschichte.

Die Überwindung der natürlichen Größenbeschränkung menschlicher Sozialverbände machte einen umfangreichen kulturellen Maßnahmenkatalog erforderlich. Dies erklärt sowohl die dramatischen Veränderungen beim Übergang zum Jungpaläolithikum, als auch, warum dieser Übergang erst so spät und auf einem so hohen geistigen Entwicklungsniveau des Menschen stattfand: Der Gruppenzusammenhalt wurde durch die Männer gefährdet, da sie einerseits naturgemäß aggressiver sind als Frauen, andererseits innerhalb der Gruppe im Fortpflanzungswettbewerb standen. Bevorzugte Geschlechtspartnerinnen stellten dabei den wichtigsten Zankapfel dar und eine feste Zuordnung der Frauen an bestimmte Männer konnte dazu beitragen, die Gruppe zu stabilisieren. Solange solche Zuordnungen jedoch nur auf der Grundlage von
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Übereinkünften unter den Männern basierten, reflektierten sie lediglich die Machtverhältnisse innerhalb der Gruppe und konnten zusammen mit diesen in Frage gestellt werden. Da Frauen darüber hinaus in verschiedenen Lebensphasen nicht immer gleich attraktiv waren, waren ranghohe Männer oft geneigt ihre Partnerin zu wechseln. Ein entscheidender kultureller Durchbruch bestand daher darin, daß die dauerhafte Zuordnung von Sexualpartnern zur Norm erklärt und unter den Schutz nicht angreifbarer Mächte (z.B. Ahnengeister oder Götter) gestellt wurde.

Stammesverbände wurden erst möglich, als es gelang, den Austausch von Frauen zwischen verschiedenen Teilgruppen im gegenseitigen Einvernehmen zu regeln. Bei rezenten Naturvölkern spielt der Austausch von Geschenken dabei eine entscheidende Rolle. Vermutlich haben solche Bräuche beim Übergang zum Jungpaläolithikum ihren Ursprung. Geschenke waren notwendig, da es nicht immer in beiden Teilgruppen junge Frauen gab, die gegeneinander ausgetauscht werden konnten und wenn doch, so konnte ihr “Wert” durchaus verschieden eingestuft werden. Gegenstände, die als Geschenke überreicht werden sollten, besaßen neben dem reinen Nutzwert natürlich einen hohen ideellen Wert, denn sie sollten die Hochachtung des Schenkenden reflektieren. Es machte sich auch immer gut etwas zu schenken, was der Beschenkte noch nicht besaß. Damit fanden Innovation und hoher Aufwand bei der Fertigung Eingang in die materielle Kultur. Die Zahl verschiedener Gebrauchsgegenstände explodierte geradezu und verschiedenartige Schmuckgegenstände kamen hinzu. Es wurden neue Materialien verwendet und teilweise erheblicher Aufwand getrieben, um an bessere Materialien zu gelangen.

Der enge, persönliche Kontakt, der in ursprünglichen, menschlichen Verbänden ein intensives Gefühl der Zusammengehörigkeit vermittelte, konnte in großen, sich aus Gründen des Nahrungserwerbs zeitweise aufspaltenden Verbänden diese Aufgabe nicht mehr erfüllen. Erhöhte Bedeutung kam daher nun Sitten und Gebräuchen zu, die ein Gefühl der Zusammengehörigkeit vermittelten. Ahnenmythen, gemeinsame Feste mit synchronisierten Handlungen wie Tanzen und Singen, für den politischen Verband charakteristische Initiationsriten, der Austausch von Geschenken (Eibl-Eibesfeldt, 1995 und 1991), eine zweckmäßige Heiratspolitik und das kulturell gepflegte Bewußtsein, eine Schicksalsgemeinschaft im Kampf gegen äußere Feinde zu sein, erzeugten ein Gemeinschaftsgefühl. Natürlich spielte auch eine gemeinsame Sprache eine große Rolle. Einige dieser Mittel zur Festigung der Gruppe haben sich wohl bereits vor dem Übergang zum Jungpaläolithikum infolge der wachsenden Sprachfähigkeit entwickelt und ihren Teil zur Festigung der Gruppen beigetragen (in Frage kommen dabei Sitten und Gebräuche, die prinzipiell mit der ursprünglichen Gruppenstruktur und den Interessen dominanter Männer vereinbar waren).

Regeln sind nur da notwendig, um auf die Handlungen des Menschen Einfluß zu nehmen, wo der Mensch von Natur aus dazu neigt, sich anders zu verhalten.

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Mit der Einführung umfangreicher Regeln, die ja vor allem das emotional stark befrachtete Sexualverhalten des Menschen berührten und kanalisierten, ergab sich auch die Notwendigkeit, mit Überschreitungen dieser Regeln fertig zu werden. Es mußte also festgelegt werden, wie ein Übeltäter zur Rechenschaft gezogen werden konnte (zum Beispiel im Falle eines Seitensprungs), ohne daß sich seine nächsten Angehörigen schützend vor ihn stellten und die Stabilität des Stammes gefährdeten (entsprechende Sitten bei Naturvölkern siehe Eibl-Eibesfeldt 1995). Auch hier mußten höhere Interessen ins Feld geführt werden, um die Menschen dazu zu bewegen, sich im Widerspruch zu ihrer Natur zu verhalten. Der Nährboden für eine intensive, religiöse Entwicklung war also bereitet.

Die größeren Gruppenverbände, die im Jungpaläolithikum möglich wurden, befruchteten ihrerseits in vielfältiger Weise die kulturelle Entwicklung:

>  Handwerkliche Traditionen profitierten nicht nur von der großen Nachfrage nach Geschenken. In größeren Verbänden konnte es auch eher zu Arbeitsteilung und handwerklichen Spezialisierungen kommen. Ein begabter Schüler fand auch viel eher einen guten Lehrer und ein erfahrener Handwerker konnte umgekehrt viel leichter begabte Schüler finden.

>  Die Arbeitsteilung ermöglichte die ungleichmäßige Verteilung des kulturellen Wissens auf die Gruppenmitglieder und erlaubte dadurch wesentlich umfangreichere Informationen von Generation zu Generation weiterzugeben. Man darf nicht vergessen, daß die kulturelle Entwicklung bis zur Entwicklung der Schrift klaren Beschränkungen unterlag, da sämtliche Informationen im Gedächtnis der Gruppenmitglieder “Platz” finden mußten.

>   Infolge der Arbeitsteilung wurden auch zunehmend umfangreiche Informationen von Spezialisten an Spezialisten (Werkzeughersteller, Schamanen, Künstler usw.) weitergegeben. Dadurch konnten sich im Kulturgut auch anspruchsvollere Informationen anreichern, da der Informationsverlust durch Mißverständnisse verringert wurde.

>   Auch die Materialbeschaffung wurde erleichtert, da die Territorien der politischen Einheiten nicht mehr so stark fragmentiert waren. Die neuerdings hohe Bedeutung der materiellen Kultur führte auch trotz aller Widrigkeiten zur Entwicklung eines Handels zwischen benachbarten Gruppen.

>   Die Größe der politischen Verbände hing nun auch von der Effektivität des Nahrungserwerbs ab, so daß die Erschließung neuer Nahrungsquellen große Bedeutung erlangte. Und die Umstellung auf die Jagd und teilweise auch auf den Fischfang als bedeutende, neue Quellen für tierische Nährstoffe zog die Entwicklung vieler neuer Werkzeuge nach sich.

>   Die Überwindung der Begrenzung der Gruppengröße beim Übergang zum Jungpaläolithikum setzte einen kulturellen Wettlauf der Gesellschaftssysteme in Gang (oder beschleunigte ihn zumindest erheblich), bei dem es in erster Linie darum ging, welchem System es gelang, die größten Gruppenverbände und die

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höchste Bevölkerungsdichte zu verwirklichen. Von diesen Größen hingen von nun an die Wehrhaftigkeit und das Überleben ganzer politischer Einheiten primär ab. Dies war wohl auch der entscheidende Antrieb bei der neolithischen Revolution, denn der Lebensstandard nahm beim Übergang zum Ackerbau ab. Da die Stabilisierung größerer Gruppen nach Einsetzen des Jungpaläolithikums eine rein kulturelle Aufgabenstellung war, waren Sitten und Gebräuche einer stärkeren Selektion ausgesetzt, als je zuvor. Daß sämtliche menschlichen Verbände, die den Übergang zum Jungpaläolithikum nicht mitgemacht hatten, innerhalb von wenigen Jahrtausenden von der Erdoberfläche verschwanden, markiert lediglich den Beginn dieses rigorosen Selektionsprozesses. Er setzt sich fort mit der Verdrängung der Jäger durch Hirten, der Nomaden durch seßhafte Ackerbauern und der Stammesgesellschaften durch staatlich organisierte Gemeinschaften, die wiederum mit der Zeit immer größer wurden.

Die genetische Evolution im Sinne einer Weiterentwicklung der menschlichen Fähigkeiten kam dagegen mit dem Beginn des Jungpaläolithikums praktisch zum Erliegen. Menschenaffen sind angesichts ihrer hohen Generationsdauer und niedriger Fertilität eigentlich schlecht geeignet, um schnelle evolutionäre Fortschritte zu erzielen. Die dynamische Entwicklung der zum Menschen führenden Linie war daher vermutlich nur aufgrund der schimpansenähnlichen Gruppenstruktur möglich. Die ausgeprägte sexuelle Selektion in einer multimaskulinen Gesellschaft war der wichtigste Motor der Evolution zum Menschen. Durch die sexuelle Selektion werden die imposantesten Männchen einer multimaskulinen Gruppe bevorzugt und das, worauf sich die Hominiden spezialisiert hatten, waren im Prinzip großartige Imponierveranstaltungen vor Raubtieren. Die besten Werfer gehörten automatisch auch zu den imposantesten Männchen der Gruppe, mit entsprechend guten Aussichten auf einen hohen Rang und überdurchschnittlichen Fortpflanzungserfolg. Die infolge der Werfer-Anpassungen weiterentwickelten intellektuellen Fähigkeiten hatten darüber hinaus, durch ihren Einsatz im “innenpolitischen Bereich”, auch direkt eine hohe Bedeutung für die Rangordnung und damit den Fortpflanzungserfolg. Eine gewisse Rolle spielen sie ja auch schon bei Schimpansen, wie Jane Goodall festgestellt hat, die den Aufstieg eines von ihr beobachteten Schimpansen (Mike) an die Gruppenspitze zu einem großen Teil auf dessen Intelligenz zurückführt (Goodall, 1991).

Da bei dem Übergang zum Jungpaläolithikum die schimpansenähnliche Gruppen­struktur zugunsten einer festen Zuordnung von Sexualpartnern aufgegeben wurde, wurde auch die sexuelle Selektion weitgehend außer Kraft gesetzt. Dies machte sich dann unter anderem dadurch bemerkbar, daß das Gehirnvolumen des Homo sapiens seitdem abgenommen hat (Martin, 1995) - das hohe Niveau konnte ohne wirkungsvolle Selektion zum größeren Gehirn hin nicht mehr gehalten werden. Das vor Beginn des Jungpaläolithikums beim Gehirnvolumen erreichte Niveau kann man sich als dynamischen Gleichgewichtswert vorstellen - ein Niveau, auf dem Kosten und Nutzen eines großen Gehirns für die Fitneß der Menschen im

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Gleichgewicht waren. Aufgrund der Auseinandersetzungen zwischen den Gruppen verschob sich dieses Gleichgewicht im Laufe der Zeit langsam in Richtung immer höherer Gehirnvolumina und diese Tendenz hätte ohne den Übergang zum Jungpaläolithikum vermutlich auch weiter angehalten. Der Nutzen bestand wohl zu einem bedeutenden Teil in besseren Chancen intelligenterer Männer auf einen hohen Rang in der Gruppe und dem daraus resultierenden, hohen Fortpflanzungserfolg solcher Männer in einer multimaskulinen Gesellschaft. Die Kosten ergaben sich vermutlich in erster Linie aus dem höheren Energieverbrauch, einem höheren, elterlichen Investment in die “Erziehung” der Kinder und einem erhöhten Risiko für Mutter und Kind bei der Geburt, die ein größeres Gehirn mit sich bringt. Da der Nutzen eng an die Gesellschaftsform gekoppelt war, nahm er nach ihrer Änderung deutlich ab und das System suchte sich einen neuen Gleichgewichtspunkt (oder ist immer noch unterwegs dahin). Die meisten Gesellschaften boten zwar ranghohen Männern auch nach dem Beginn des Jungpaläolithikums die Möglichkeit, mehrere Frauen zu nehmen und damit zu überdurchschnittlichem Fortpflanzungserfolg zu gelangen, die Rangordnung hing aber infolge der intensiven kulturellen Entwicklung immer weniger von der Qualität oder Art des Erbguts des jeweiligen Mannes ab, da hohe Ränge vererbt wurden. Den bisher gründlichsten Versuch, die sexuelle Selektion zum Erliegen zu bringen, stellt die zum Beispiel im Christentum propagierte Forderung nach Einehe und ehelicher Treue dar (Eibl-Eibesfeldt, 1995).

Der Übergang zum Jungpaläolithikum war vielleicht ein Vorgang, der einerseits in dieser oder ähnlicher Weise schon seit mehreren hunderttausend Jahren möglich gewesen ist, andererseits aber auch noch mehrere hunderttausend Jahre länger hätte auf sich warten lassen können. Dabei hing der tatsächliche Zeitpunkt nur unwesentlich von der erlangten geistigen und sprachlichen Leistungsfähigkeit ab. Vermutlich befand sich die Menschheit vor dem Übergang zum Jungpaläolithikum in einer Art Teufelskreis. Einerseits waren weitreichende kulturelle Maßnahmen notwendig um größere Gruppen zu stabilisieren, andererseits waren große Verbände ihrerseits eine Voraussetzung zur Entwicklung und Erhaltung der zu ihrer eigenen Stabilisierung notwendigen Sitten und Gebräuche.

In kleinen Verbänden ist der Einfluß des Einzelnen natürlich deutlich größer als in großen Verbänden. Kulturelle Forderungen, die den Interessen des Einzelnen zuwiderliefen und seinen Widerstand provozierten, konnten in kleinen Verbänden leicht durch ausgesprochen dominante Männer ignoriert werden. Unter solchen Umständen konnten nur unter ganz besonderen Bedingungen Regeln entstehen und sich halten, die eine Vernachlässigung der Fortpflanzungsinteressen des Einzelnen (vor allem des Mächtigen) zugunsten von Gruppeninteressen forderten. Selbst in kulturell sehr weit entwickelten Gesellschaften haben dominante Männer noch immer einen Weg gefunden, um sich über gesellschaftliche Normen unbestraft hinwegzusetzen, die es ihnen verboten haben, den eigenen sexuellen Neigungen nachzugehen. In einem Gruppenverband, zu dem nur wenige Männer gehörten, traten sicher regelmäßig Männer auf, die den Verband so eindeutig dominierten, 300


daß sie entsprechende Regeln nicht nur ignorieren, sondern abschaffen konnten. Damit fanden entsprechende kulturelle Neuerungen aber auch ein schnelles Ende und gerieten schnell in Vergessenheit, da es ja auch keine Schrift gab, um sie zu fixieren.

In größeren Verbänden stand der Einzelne mit seinen egoistischen Fortpflanzungs­interessen wesentlich mehr Männern und Frauen gegenüber, die unter kulturellem Einfluß bereit gewesen wären, die Gruppeninteressen gegen ihn zu verteidigen. Daher konnten sich in großen Verbänden recht schnell Mechanismen zu deren Stabilisierung entwickeln und blieben auch leichter erhalten - das Problem war nur, daß menschliche Verbände ursprünglich klein waren und es daher lange Zeit keine großen Verbände gab. Unter solchen Bedingungen ist der tatsächliche Übergang zum Jungpaläolithikum wahrscheinlich nur bei Kenntnis der tatsächlichen, geschichtlichen Vorgänge zu verstehen. Einerseits konnte der Teufelskreis jederzeit durchbrochen werden - andererseits mußten sicher recht ungewöhnliche Umstände zusammenkommen, damit dies tatsächlich geschah. Damit stellt sich aber auch unmittelbar die Frage, inwieweit der Homo sapiens sapiens tatsächlich durch seine Leistungsfähigkeit dazu “bestimmt” war, alle anderen Menschen zu verdrängen. Es ist sehr gut denkbar, daß die Situation vor dem Jungpaläolithikum derjenigen beim Lotto entsprach. Alle menschlichen Gesellschaften spielten seit mehreren hundert tausend Jahren das gleiche Spiel - bis eine Population des Homo sapiens sapiens vor ca. 70 Tsd. Jahren sechs Richtige bekam, den Hauptgewinn kassierte, sämtliche Immobilien damit aufkaufte und alle anderen auf die Straße setzte.

Zu den “Anderen” gehörten dabei wohl auch die meisten angehörigen der eigenen biologische Kategorie - ob man sie nun als Art, Unterart, Rasse oder wie auch sonst immer klassifiziert. Biologisch entwickelte sich der anatomisch moderne Mensch wohl im gesamten Afrika und darüber hinaus auch noch in Teilen des Nahen Ostens. In diesem Siedlungsraum gab es vor 70 000 Jahren vermutlich eine Bevölkerung des Homo sapiens sapiens, die eine oder gar mehrere Millionen Individuen umfaßte. Molekularbiologischen Ergebnissen zufolge haben jedoch nur ca. 10 000 davon bis zum heutigen Tage Nachkommen hinterlassen und wurden somit zu unseren Vorfahren (Stringer & McKie, 1996). Alle anderen Linien des anatomisch modernen Menschen starben genauso aus, wie sämtliche Neandertaler und die lokalen Populationen Asiens aus jener Zeit. Und ich sehe keinen Grund, dafür nach einer anderen Erklärung zu suchen, als für das Verschwinden der Neandertaler. Wir haben es daher wahrscheinlich mit einem Verdrängungsprozeß zu tun, in dessen Verlauf nicht nur Populationen verschwanden, die sich genetisch und phänotypisch deutlich von den Eroberern abhoben, sondern auch Populationen, die ihnen biologisch praktisch identisch waren. Als Erklärung für diesen Prozeß kommen allein schon daher biologische Ansätze, wie die Entwicklung der Sprachfahigkeit nur beim Homo sapiens sapiens, kaum in Frage.

Soweit meine Einlassungen vor 10 Jahren. Archäologen möchte ich an dieser Stelle um Verzeihung bitten, weil ich einerseits vom Übergang zum Jungpaläolithikum gesprochen habe, diesen Vorgang aber andererseits in Afrika annahm, wo diese Bezeichnung nicht üblich ist. Die verschiedenen lokalen Namen für Hinterlassenschaften, die auf modernes Verhalten hin weisen tun bei meinen Überlegungen jedoch letztendlich nichts zur Sache. Vergleicht man diese Überlegungen mit der aktuellen Veröffentlichung von Zenobia Jacobs und Richard G. Roberts im Spektrum der Wissenschaft unter dem Titel “Kam die Kultur aus Afrika?” (Dezemberausgabe 2009), so erkennt man, dass sich die Forschung inzwischen meiner damaligen Sichtweise angenähert hat. Sie beschliessen ihren Beitrag mit folgendem Absatz:

“Bis dahin mögen Forscher spekulieren: Entzündete sich modernes Denken in Ostafrika? Löste ein Geistesblitz in einer ihrer Gruppen, mutmaßlich angehörigen der genetischen Linie L3, einen ersten entscheidenden Kulturschub aus? Irgendeine geniale Idee könnte dann weitere Neuerungen angeregt haben, die letztlich den sozialen Zusammenhalt und die Nutzung von Ressourcen beförderten. Dank dessen vermehrten und verbreiteten sich jene Menschen rasch - das wiederum veranlasste weitere Entwicklungen. In naher Folge davon könnte in Südafrika die Stillbay- und die Howieson’s-Poort-Kultur aufgekommen sein. Vor allem bot die neue Art des Denkens und der Lebensführung vielleicht gute Voraussetzuingen, um Afrika zu verlassen.”

Diese Spekulationen weisen in die gleiche Richtung wie meine Überlegungen vor 10 Jahren. Betont werden bei ihnen kulturelle Entwicklungen, wobei der Bevölkerungsdichte eine Schlüsselrolle unterstellt wird. Dies passt in mein Modell, das im Übergang zum modernen Verhalten des modernen Menschen einen rein kulturellen Vorgang sah und in der Gruppengrösse einen kritischen Faktor. Während jedoch die Spekulationen von Jacobs und Roberts auf der Auswertung neuer, bzw. neu datierter archäologischer Funde und auf genetischen Untersuchungen beruhen, ergaben sich meine Überlegungen als Konsequenz aus meinem Modell der menschlichen Evolution, wobei evolutionstheoretische Überlegungen zu den Wechselbeziehungen zwischen kultureller und organischer Evolution eine wichtige Rolle spielten. Daß aktuelle Forschungsergebnisse aus ganz anderen Disziplinen inzwischen in die gleiche Richtung weisen ist ein weiterer Beleg für die Leistungsfähigkeit meines bereits 1999 veröffentlichten Modells. Die Analogien in den Überlegungen gehen sogar noch weiter. Dem “zündenden Geistesblitz” von Jacobs und Roberts liegen ähnliche Vorstellungen zugrunde wie meinen “sechs Richtigen” vor 10 Jahren - und das ist schade, denn gerade an dieser Stelle vermute ich inzwischen, dass ich falsch gelegen habe.

Ironischerweise ist der Fehler, der mir vermutlich unterlaufen ist im Prinzip geradezu klassisch für viele kursierende Überlegungen zur menschlichen Evolution. Aus diesem Grund will ich an dieser Stelle ein wenig weiter ausholen. Meine Sicht evolutionärer Prozesse wurde durch eine Vorlesung im Fach Flugbahnoptimierung geprägt. Auch bei der Evolution handelt es sich letztlich lediglich um einen Optimierungsalgorithmus, bei dem im Verlauf einer Vielzahl von Iterationsschritten optimierte Lösungen erzeugt werden. Ein für evolutionstheoretische Überlegungen sehr wichtiger Aspekt bei Optimierungsläufen ist die Unterscheidung zwischen aktiven und passiven Randbedingungen. Paläoanthropologische Diskussionen leiden meines erachtens stark darunter, dass man dazu neigt anzunehmen, dass denkbare Einflußgrössen auch tatsächlich Einfluß auf den Verlauf der menschlichen Evolution genommen haben. Die Unterscheidung in aktive und passive Randbedingungen bei Optimierungsrechnungen zeigt jedoch, daß viele Randbedingungen “nebenbei” eingehalten werden, ohne den Optimierungslauf tatsächlich zu beeinflussen - sie sind passiv (diese Problematik finden wir bei evolutionstheoretischen Überlegungen wieder, wenn es um die Unterscheidung zwischen Anpassungsleistungen und emergenten Eigenschaften geht). Was hat dies mit dem Übergang zum modernen Verhalten zu tun?

Ich habe 1999 vermutet, dass eine biologische Beschränkung für die Größe von Schimpansenähnlich organisierten Gruppenverbänden ungeachtet der sich entwickelnden Kulturfähigkeit ein “Durchstarten” der kulturellen Evolution verhindert hat. Auch heute gehe ich noch davon aus, dass das moderne Verhalten im wesentlichen auf memetischer Verwandtenselektion basierte und daher grössere Gruppenverbände erforderte. Die aktive Randbedingung allerdings, die in vorangegangenen Zeiträumen ein Zustandekommen derartiger Verbände verhinderte, war vermutlich nicht eine biologische Beschränkung, sondern die Ernährungssituation. Als Jäger und Sammler lebten unsere Vorfahren vermutlich schon aus Rücksicht auf den Nahrungserwerb in so kleinen Verbänden, dass eine für das Durchstarten der kulturellen Evolution kritische Größe nicht erreicht wurde. Dies änderte sich erst, als Menschen anfingen in nennenswertem Umfang Nahrungsmittel aus dem Meer zu gewinnen. Einzelne Küstenstandorte können sehr ergiebig sein und bedeutende Populationen ernähren. Die Funde am Pinnacle Point in Südafrika lassen darauf schliessen, dass Menschen sich bereits vor ca. 164 000 Jahren daran machten die Nahrungsressourcen des Meeres zu nutzen und im Ansatz moderne Verhaltensweisen zu entwickeln. Für die Art und Weise, wie modernes Verhalten entwickelt wurde ergibt sich damit ein deutlich anderes Szenario:

Wir haben es vermutlich nicht mit einem einmaligen Durchbruch zu tun, sondern mit allmählicher Weiterentwicklung durch kumulative Selektion und mit einer Anzahl von Anläufen von unterschiedlichen Küstenstandorten aus. Die Nutzung der Meeresressourcen führte möglicherweise zur Entstehung einer ganzen Reihe von “Hot Spots” der kulturellen Evolution und einige davon lagen vielleicht gar nicht in Afrika, sondern in Asien. Jeder dieser Hot Spots kann im Verlauf der 100 000 Jahre zwischen der Besiedlung am Pinnacle Point und dem Start der großen Expansion unserer Vorfahren zum Ausgangspunkt weiterer Expansionswellen geworden sein, deren genetische Spuren von der Expansion unserer Vorfahren getilgt wurden. Wir sollten damit rechnen, dass es sich bei diesen 100 000 Jahren um kulturelle Gründerzeiten handelte, mit all ihren Begleiterscheinungen. Es ist typisch für Gründerzeiten, dass sie dazu führen, dass mit den unterschiedlichsten Ansätzen Experimentiert wird. Das war so bei der kambrischen Explosion, als die Baupläne der höheren Organismen entwickelt wurden, aber das war auch nicht anders, als sich die ersten Pioniere aufmachten Fluggeräte zu entwickeln. Optimierte, moderne Flugzeuge wirken geradezu standardisiert und langweilich, wenn man sie mit den zahlreichen Entwürfen aus der Pionierzeit der Fliegerei vergleicht. Vielleicht wurden im Zeitraum zwischen 160 000 und 60 000 Jahren vor unserer Zeit an den Küsten Afrikas und Asiens mehr grundsätzlich unterschiedliche Gesellschafssysteme entwickelt, als wir uns heute vorstellen können.

Revolutionen fressen jedoch ihre Kinder und unsere Vorfahren haben anscheinend gründlich dafür gesorgt. dass nur ihre kulturelle Tradition überdauert hat. Die archeologischen Hinterlassenschaften aus der Gründerzeit könnten jedoch noch sehr interessant - und vermutlich auch reichlich verwirrend - werden. Die wichtigsten Entwicklungszentren lagen vermutlich entlang der damaligen Küstenlinie und dürften sich heute unter dem Meeresspiegel befinden. Um ihre Spuren zu entdecken wird man entweder die Unterwasserarchäologie bemühen müssen - oder auf die nächste Eiszeit warten. Die beiden von Jacobs und Roberts im südlichen Afrika untersuchten Kulturen erstreckten sich offensichtlich auch noch ein Stück ins Landesinnere hinein. Die Siedlungen im Landesinneren lagen jedoch vermutlich jeweils an der Peripherie des jeweiligen Kulturkreises und boten aufgrund der fehlenden Meeresressourcen nur unzureichende Voraussetzungen zur kulturellen Entfaltung. Vielleicht war ihre Existenz auch stärker von klimatischen Faktoren abhängig, als im Falle echter Küstenstandorte mit ergiebigen Meeresressourcen. Andere Kulturen mögen sich ausschließlich auf die Küste konzentriert haben, weil ihre soziale Organisation sich nicht sinnvoll an die Anforderungen eines Lebens als Jäger und Sammler anpassen liess. So wäre es durchaus denkbar, dass die von Jacobs und Roberts untersuchte Stillbay - Kultur unterging, weil sie an der Küste, also in ihrem mutmaßlichen, kulturellen “Herzland” durch eine andere Kultur verdrängt wurde, die im Landesinneren keine Spuren hinterliess. Um zu verstehen, was sich da abgespielt hat müssen wir daher wissen, was an den damaligen Küsten los war.

 

3 Reaktionen zu “Kulturelle Revolution und die Eroberung der Welt”

  1. ConnyD

    Schönes Template hast du hier auf deiner Seite. Ist das Template frei zugängig?? Falls ja, würde ich mich über einen Link freuen.

  2. Eduard Kirschmann

    Ich habe von Programmierung wirklich keine Ahnung - sonst könnte ich sicher viel mehr aus diesem Blog machen. Bei der Erstellung dieses Blogs habe ich mich lediglich im Rahmen dessen bewegt, was bei Strato an Wahlmöglichkeiten vorgegeben ist. Mit einem Link bin ich daher auch überfordert. Wie wäre es mit einer einfacheren Frage - z.B. nach dem Sinn des Lebens, dem Ursprung des Menschen, der Bewässerung von Wüsten oder so? Da könnte ich eher etwas hoffentlich geistreiches von mir geben.

  3. Lucien

    This is the reason I love armedapetheory.de. Great post.

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