“Throwing and human evolution” von Barbara Isaac

Ein Artikel im “The African archaeological Review” von 1987, der wunderbar zu meiner Theorie passt und viele interessante Fakten enthält. Leider war er mir bei der Arbeit am Zeitalter der Werfer (ZdW) noch nicht bekannt. Ich hätte gerne daraus zitiert.

Die evolutionstheoretische Beweiskraft der von Barbara Isaac zusammengetragenen Beobachtungen an modernen Menschen ist allerdings eher gering. Seit wir wissen, daß alle rezenten Menschen von einer kleinen Ursprungspopulation in Afrika vor ca. 70 000 Jahren abstammen ist klar, dass Untersuchungen des Verhaltens von Naturvölkern keinen direkten Einblick in das Leben unserer Vorfahren im eigentlichen biologischen Entwicklungszeitraum bieten (für die Gehirnentwicklung wäre z.B. der Zeitraum zwischen 2,5 und 0,1 Millionen Jahren interessant). Aus diesem Grund habe ich auch gar nicht erst versucht derartige Belege für das ZdW zu sammeln. Ich habe im Gegenteil die althergebrachte Vorgehensweise kritisiert Theorien dadurch zu “belegen”, daß man aus dem sehr vielseitigen Verhalten moderner Menschen die passenden Aspekte “herauspickt”. Diese Vorgehensweise stellt meines Erachtens einen der beiden systematischen Fehler bei der Theoriebildung dar, die bisher ein echtes Verständnis der menschlichen Evolution zuverläßig verhindert haben. Auch Barbara Isaac hat über weite Strecken ihres Artikels diese Methode genutzt.

Obwohl die vorgetragenen Argumente nur geringe Beweiskraft besitzen, sind sie doch sehr hilfreich zur Illustration und Abrundung der Armed Ape Theory. Während es nicht möglich ist aus vergeichenden Beobachtungen an rezenten Menschen abzuleiten, welche Verhaltensmerkmale eine entscheidende Rolle bei der Evolution gespielt haben, wäre es doch sehr überraschend, wenn diese entscheidenden Verhaltensmerkmale sich nicht mehr nachweisen liessen. Hinweise auf die enorme Leistungsfähigkeit verschiedener Populationen beim Werfen und auf die effektive Nutzung von geworfenen Steinen in Auseinandersetzungen mit anderen Gruppen, wie Barbara Isaac sie in diesem Artikel gesammelt hat, stellen keine hinreichende, theoretische Basis für die Errichtung der Armed Ape Theory dar. Es sind jedoch notwendige Belege, wenn die Theorie glaubwürdig sein soll.

Zweifellos hat Barbara Isaac auch recht mit ihrer Einschätzung, dass die Erforschung der menschlichen Anpassungen an gezieltes Werfen darunter leidet, dass moderne Forscher in der Regel keine klare Vorstellung von dem Leistungspotential des Menschen auf diesem Gebiet haben. Wissenschaftler, die von gefangenen Menschenaffen mit Kot beworfen worden sind, tendieren dazu die Leistungsfähigkeit ihrer Schützlinge beim Werfen sehr hoch zu veranschlagen. Was uns fehlt, sind ein paar Wissenschaftler, die vom Homo erectus mit Steinen beworfen wurden (und es überlebt haben). Ein Paläoanthropologe mit einer derartigen Erfahrung würde ganz genau wissen, wo er nach typisch menschlichen Anpassungsleistungen suchen sollte. in dieser Hinsicht stellen die von Barbara Isaac zusammengestellten Erfahrungsberichte zweifellos einen Schritt in die richtige Richtung dar und sind unbedingt einer Lektüre wert.

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