Throwing and bipedalism: a new look at an old idea

Dieser kleine Artikel gibt den Inhalt eines Beitrags wieder, der bei der 13 internationalen Senckenbergkonferenz im Oktober 1999 gehalten wurde. Autoren des Beitrags waren Holly Dunsworth, John H. Challis und Alan Walker. Inzwischen ist der Beitrag auch im Internet zu finden.

Dieser Beitrag war insofern hilfreich, als er einige deutsche Wissenschaftler (z.B. Holger Preuschoft und Friedemann Schrenk) für das Thema just zu dem Zeitpunkt sensibilisierte, als ich im Begriff stand, mein Buch zu veröffentlichen (Alan Walker genießt ja beträchtliches Ansehen). Ich hatte das Glück, dass die Autoren auf der Grundlage völlig unzureichender Wurfsimulationen und einiger darauf basierenden, falschen Überlegungen zu Aussagen gelangten, die sich mit meinen einigermassen deckten. Ebenso wie ich gelangten sie zu der Aussage, dass Werfen bereits bei den Australopithecinen eine Rolle gespielt haben könnte und dass beim Übergang zum Homo erectus Verbesserungen der Werfer-Fähigkeiten eine Rolle gespielt haben könnten (im Detail unterscheiden sich unsere Aussagen allerdings beträchtlich).

Bei mir hat dieser Beitrag damals den Verdacht aufkommen lassen, dass die weitreichende Ignoranz der Paläoanthropologen gegenüber dem gezielten Wurf als zentraler menschlichen Anpassungsleistung vor allem darauf zurückzuführen ist, dass sie der Untersuchung dieses Forschungsgegenstandes fachlich schlicht nicht gewachsen sind. Die Wurfbewegung ist sehr komplex. Und beim Werfen stehen nicht Kräfte im Vordergrund, mit denen man in einer anatomischen Ausbildung umzugehen lernt, sondern zu einer komplexen Bewegung zusammengesetzte Rotationen und die assoziierten Dreh- und Trägheitsmomente. Eine derartige Bewegung halbwegs realistisch zu simulieren sollte heute durchaus möglich sein. Dazu müßte man jedoch eine Arbeitgruppe zusammenstellen zu der neben Anatomen auch Spezialisten auf dem Gebiet der Mehrkörpersimulation gehören sollten, wie man sie z.B. im Bereich der Luft- und Raumfahrttechnik findet.

In dem betrachteten Beitrag wurden lediglich zwei Bewegungselemente für die Simulation der Wurfbewegung genutzt: Die Bewegung des Unterarms und die Bewegung der Hand. Unter Berücksichtigung der Bewegung des Oberarmes wäre man zu völlig anderen Ergebnissen gelangt. Da der Einsatz des Oberarms beim Werfen bereits im Bereich der Möglichkeiten eines Schimpansen liegt, ist eine Betrachtung der Wurfbewegung bei Australopithecinen ohne Berücksichtigung dieses Bewegungselements völlig wertlos. William Calvin hat seinerzeit bei der Betrachtung des Zeitfensters (unter anderem) den gleichen Fehler gemacht, ich bin darauf im ZdW detailliert eingegangen. Experimentelle Untersuchungen von Jonathan Hore et al haben bestätigt, dass Calvins Abschätzung falsch war.

Einen Kommentar schreiben