Vergleich Sprinter/Werfer
Die menschliche Wurfbewegung ist sehr kompliziert und die für mich aufgrund meiner technischen Vorbildung offensichtliche Spezialisierung des menschlichen Körperbaus für die meisten Anthropologen nur sehr schwer nachzuvollziehen - zumal in deren Lehrbüchern steht, der Mensch sei ein unspezialisiertes Wesen. Ich möchte daher hier versuchen die menschliche Spezialisierung durch einen Leistungsvergleich mit einem unbestrittenen Spezialisten - dem Geparden - zu veranschaulichen.
Geparden sind mit einer Spitzengeschwindigkeit von ca. 110 km/h die schnellsten Läufer unter den Säugetieren. Daß es sich bei den Geparden um in höchstem Maße spezialisierte Sprinter handelt ist unbestritten. Ein direkter Vergleich mit den Wurfleistungen beim Menschen wird durch eine Randbedingung möglich, die in beiden Fällen erfüllt werden muß und die Höchstleistungen limitiert. Im Gegensatz zu einem fliegenden Vogel muss ein Läufer sich von einem festen Untergrund abstossen. Das bedeutet, dass verschiedene, miteinander natürlich in Verbindung stehende Körperteile zur gleichen Zeit sehr unterschiedliche Geschwindigkeiten aufweisen müssen. Während der Körperschwerpunkt des Geparden mit 110 km/h durch die Savanne rast, haben die Tatzen, mit denen er sich abstößt natürlich die Geschwindigkeit des Bodens, also 0 km/h.
Die maximale Geschwindigkeitsdifferenz zwischen Körperschwerpunkt und Extremitätenspitze ist eine Größe, die den Vorteil besitzt einen direkten Vergleich der Leistungen von Geparden beim Rennen und Menschen beim Werfen zu ermöglichen. Um nämlich bei einem Baseball eine Abwurfgeschwindigkeit von 160 km/h zu erzeugen - und es gibt eine Reihe von Spitzenathleten, die dies können - müssen zumindest die Fingerspitzen auf die gleiche Geschwindigkeit beschleunigt werden. da der Wurf beim Baseball aus dem Stand erfolgt, kann man davon ausgehen, dass die Geschwindigkeit des Körperschwerpunktes zum gleichen Zeitpunkt vernachlässigt werden kann.
Menschen erzeugen also beim werfen Relativgeschwindigkeiten der Extremitätenspitzen zum Körperschwerpunkt,
die um rund 50 km/h höher liegen als beim Sprint eines Geparden!
Es grenzt schon an ein Wunder, dass dies physikalisch überhaupt möglich ist. Der Grund hierfür ist beim nicht repititiven, asymmetrischen Charakter des Werfens zu suchen, der die Integration einer Oberkörperrotation in den Beschleunigungsprozeß erlaubt. Auch der Zusatzbeschleunigung aus dem Handgelenk kommt beim Werfen eine hohe Bedeutung zu, was Anatomen leicht in die Irre führen kann. Man sieht es dem menschichen Arm eben nicht an, dass er für die Erzeugung von Höchstgeschwindigkeiten optimiert wurde. Die Extremitäten von tierischen Sprintern sind zum Ende hin in der Regel extrem schlank und leicht gebaut - die Zusatzbeschleunigung aus dem Handgelenk beim Werfen erfordert aber eine kräftige Unterarmmuskulatur und sorgt dafür, dass die Form des Armes für eine Extremität, die extreme Leistungsfähigkeit beim Erzeugen von Spitzengeschwindigkeiten ermöglicht aus anatomischer Sicht recht überraschend ausfällt.
Fakt ist jedoch, dass diese Spitzengeschwindigkeiten erzeugt werden und die entsprechenden Werte beim hochspezialisierten Gepard noch einmal um rund 40% übertreffen. Das geht rein physikalisch betrachtet nur mit einem für diesen Zweck optimierten Körperbau.
Die anthropologische Lehrbuch-Behauptung der menschliche Körperbau sei unspezialisiert ist schlicht falsch!
Stellen Sie sich vor, eine Gruppe von Biologen würde ein umfangreiches Werk über die Evolution von Geparden veröffentlichen, in dem keinerlei Anpassungen an das Sprinten Berücksichtigung gefunden hätten. Wenn Sie sich das im Detail ausgemalt haben, dann haben Sie eine einigermaßen realistische Vorstellung davon, wo Humanbiologie und Paläoanthropologie heute stehen.
Am 9. September 2009 um 11:02 Uhr
Мегареспектос! Прочитал с интересом от начала и до конца.
Am 9. September 2009 um 12:10 Uhr
Danke für die Blumen! Aber konkrete Beiträge zum Inhalt sähe ich noch lieber - gerne auch auf russisch.