Armed Ape Saga I (Entwurf)

Eine wissenschaftliche Theorie der Menschwerdung sollte viel mehr sein, als nur eine Erzählung, wie es gewesen sein könnte. Eine gute Theorie zu lesen ist daher recht anstrengend und für die meisten Außenstehenden schlicht “zu hoch”. Gut lesbare “Theorien” sind dagegen in der Regel aus wissenschaftlicher Sicht das Papier nicht wert, auf dem sie stehen. Die meisten Leser, die sich für die menschliche Evolution interessieren, lesen daher Schund. Und wer wie ich in erster Linie an der Wahrheit interessiert ist, steht dann schmollend in der Ecke, weil Autoren mit anderer Schwerpunktsetzung viel mehr zur Kenntnis genommen werden. Aber das muss ja kein Schicksal sein. Ich habe (unter Anderem) auch eine sehr interessante Geschichte zu erzählen und außer meinen möglicherweise zu beschränkten schriftstellerischen Fähigkeiten hindert mich niemand daran, dies auch zu tun.

Nachdem ich vor 10 Jahren eine Theorie veröffentlicht habe, die für sich in Anspruch nimmt wissenschaftlich begründet zu sein (”Das Zeitalter der Werfer”), kann ich mir erlauben hier einfach nur eine Geschichte zu erzählen - jeder Leser, der genaueres erfahren will, kann sich ja das Buch vornehmen. In der folgenden Erzählung wird nur eines von vielen Szenarien dargestellt, die im Rahmen der ArmAT denkbar sind. Trotzdem werde ich die verschiedenen Optionen nicht diskutieren, sondern in einem quasi biblischen Stil einfach “die Wahrheit” verkünden. Warum soll ich auch ausgerechnet denjenigen den Anspruch auf  ”die Wahrheit” überlassen, die Lügen verbreiten? (Wissenschaftlich widerlegte Vorstellungen gehören für mich nicht zum Glauben, sondern bestenfalls zum Aberglauben.) - Ich behalte mir aber vor, bei Gelegenheit eine andere, ebenso “wahre” Geschichte der Menschwerdung zu erzählen.  

KAPITEL I - DAS VORSPIEL

 Es war einmal 

im Jahre 5634821 vor Darwin, da lebten in Afrika Menschenaffen, die sowohl zu unseren Vorfahren werden sollten, als auch zu den Vorfahren unserer nächsten noch lebenden Verwandten, der Schimpansen. Diese Menschenaffen ähnelten im Körperbau und im Verhalten den heutigen Schimpansen. Besonders groß war die Ähnlichkeit dabei zu Pan troglodytes, auch gewöhnlicher Schimpanse genannt. Die Männchen verblieben auch als Erwachsene in ihrer Geburtsgruppe, waren daher nah miteinander verwandt und betrieben “Vetternwirtschaft”. Sie hielten zusammen, wenn es darum ging Fremde von ihrem Territorium und den darin lebenden Weibchen fern zu halten, oder selbst auf fremdes Territorium vorzudringen. Innerhalb der Gruppen entschied eine ausgeprägte Rangordnung darüber, welche Männchen sich mit welchen Weibchen paaren durften. Das Leben dieser Menschenaffen wurde durch allerlei kulturell überlieferte Verhaltensweisen erleichtert, die sich durchaus auch von Gruppe zu Gruppe unterschieden - das alles bewegte sich jedoch auf einem Niveau, das eben lediglich schimpansenähnlich war. Es sollten noch 5573362 Jahre ins Land gehen, bevor im Jahre 61459 vor Darwin in einer Nachkommenlinie dieser Menschenaffen in einer ostafrikanischen Küstensiedlung die Ehe erfunden wurde. Im Jahre 50 nach seiner Geburt veröffentlichte der britische Wissenschaftler Charles Darwin sein legendäres Werk über die Entstehung der Arten und noch einmal 12 Jahre später wies er darauf hin, dass er (und wir mit ihm) wahrscheinlich von afrikanischen Menschenaffen abstammen.

Diese Menschenaffen waren als intelligenteste Lebewesen ihrer Zeit sehr anpassungsfähig und kamen sowohl in geschlossenen Urwäldern als auch in offenerem Gelände bis hin zu Savannen vor. In offenerem Gelände gab es für große Säugetiere - insbesondere für Grasfresser - mehr Futter. Da diese Tiere ihrerseits gutes Futter für Fleischfresser abgaben, gab es in offenerem Gelände  auch mehr Raubtiere, die unseren Vorfahren gefährlich werden konnten. Gleichzeitig dauerte es in der Regel länger, bis man sich auf dem nächsten Baum in Sicherheit bringen konnte. Da traf es sich gut, dass diese Menschenaffen sich nicht nur mit ihren Zähnen, sondern auch mit Stöcken und Steinen zu verteidigen wussten - auch darin ähnelten sie den gewöhnlichen Schimpansen. Und ebenso wie bei gewöhnlichen Schimpansen waren diejenigen unter unseren gemeinsamen Vorfahren am geübtesten und geschicktesten im Umgang mit solchen Waffen, die in den offensten Lebensräumen zuhause waren. Das galt insbesondere für die Männchen, bei denen der Umgang mit Waffen auch eine Rolle beim Ausfechten der Rangordnung spielte. Die Rangordnung spielte wiederum eine zentrale Rolle dabei, wie viele Nachkommen ein Männchen hinterließ. Je offener die Lebensräume waren, desto mehr tendierten ihre Bewohner dazu, erbliche Merkmale anzureichern, die sie in die Lage versetzten besser mit Waffen umzugehen. Es kursierten sogar Gerüchte, dass es bei verwandten Populationen an manchen Orten rund um den afrikanischen Urwaldgürtel bereits zur Entwicklung des aufrechten Ganges gekommen sei, der die Fähigkeit Waffen zu nutzen deutlich verbesserte - aber das betraf unsere Vorfahren noch nicht. Außerdem konnten sie mit derartigen Gerüchten noch gar nichts anfangen, denn sie konnten noch nicht sprechen. Noch überwogen im Siedlungsgebiet unserer Vorfahren geschlossene Wälder und der Austausch von Genen sorgte dafür, dass die Entwicklung ausgesprochener Savannen-Typen nicht voran kam.

Doch die Zeit verging und das Klima änderte sich. In Ostafrika nahm der Anteil offener Lebensräume in den folgenden Jahrhunderttausenden allmählich zu und die lokale Menschenaffen-Population wurde infolge dessen immer wehrhafter. Bald kehrten sich in dieser Region die Verhältnisse um. Die Savannentauglichen Typen wurden zum Standard, der aufrechte Gang zur Norm und der lokale genetische Austausch eliminierte nun die konservativen Typen. Diesmal waren es jedoch unsere Vorfahren, die diese Entwicklung  durchmachten und für die  Vorfahren der Schimpansen (einem anderen Teil der Nachkommen unserer gemeinsamen Vorfahren) zu einem unausgesprochenen und ungehörten Gerücht wurden.

Der aufrechte Gang verringerte zwar die Fluchtchancen in Gefahrensituationen, verbesserte dafür aber die Chance einer erfolgreichen Verteidigung unter Einsatz von Waffen. In offenem Gelände, das unsere Vorfahren nun immer häufiger überqueren mussten war die Verteidigungsoption erfolgreicher (die teilweise in Gruppen kooperierenden Raubtiere dieser Gegend waren daran angepasst auf die Flucht spezialisierte Tiere zu jagen, die schneller waren, als irgendein Affe). Unsere Vorfahren entwickelten einen regelrechten Instinkt, die offene Savanne nicht unbewaffnet zu betreten. In Gefahrensituation fühlten sie ein Bedürfnis etwas in der Hand zu halten, womit sie sich verteidigen konnten. In der Regel waren dies in den nächsten 3 Millionen Jahren Stöcke. Bei Begegnungen mit Raubtieren wurden darüber hinaus vor Ort Steine aufgelesen, mit denen die Gegner beworfen und in der Regel vertrieben werden konnten, noch bevor es zum gefährlicheren Nahkampf mit den Stöcken kam. Unsere Vorfahren waren bald so leistungsfähig im Umgang mit handgeführten Waffen, dass sie keine langen Eckzähne mehr brauchten. Während ihre Hände sich an den Umgang mit Stöcken und Steinen anpassten, passten sich die Zähne an die Ernährung in der Savanne an, ohne dass dabei - wie bei den Pavianen - Rücksicht auf deren Brauchbarkeit als Waffen genommen werden mußte. Noch bevor 2,6 Millionen Jahre vor Darwin der nächste Entwicklungsschritt begann, hatten unsere Vorfahren den für uns Menschen typischen Feingriff als Anpassung ans Werfen entwickelt und den zweiten typisch menschlichen Griff - den sogenannten Kraftgriff - als Anpassung an den Gebrauch von Stöcken als Waffen.

KAPITEL II - DER SÜNDENFALL

Vor 2,6 Millionen Jahren waren unsere Vorfahren bei den Raubtieren hinreichend als gefährlich bekannt, um zumindest am Tage gemieden zu werden. Im Dunkel der Nächte jedoch konnten sie leichter zur Beute werden. Sie schliefen zur Sicherheit immer noch auf Bäumen, waren da aber insbesondere vor den Leoparden nicht ganz sicher. Das Verhältnis zwischen unseren Vorfahren (damals hießen sie Australopithecinen) und den Leoparden war daher besonders gespannt. Verlusten durch Leoparden in der Nacht standen Angriffe auf Leoparden und deren Nachwuchs - oder auch deren Beute - am Tage gegenüber. Am Tage konnten die Australopithecinen nämlich koordiniert vorgehen und ihre Waffen effektiv einsetzen. Und vor den hervorragend kletternden Australopithecinen - im Gegensatz zu Löwen - konnten Leoparden weder sich noch ihre Beute auf Bäumen in Sicherheit bringen. Die Möglichkeit, Raubtieren deren Beute abzujagen gewann vor 2,6 Millionen Jahren in Ostafrika infolge klimatischer Änderungen an Bedeutung. Das Klima wurde noch trockener, die Jahreszeiten ausgeprägter und die Ernährung in der Trockenzeit immer schwieriger. Unsere Vorfahren setzten unter diesen Umständen auf die Aas - Karte. Sie nutzten ihre Fähigkeiten im Umgang mit Waffen nun verstärkt zum Nahrungserwerb, indem sie Raubtiere, denen sie sich überlegen fühlten, von deren Rissen vertrieben. Da ein derartiger Angriff gründlicher vorbereitet werden konnte als die Verteidigung im Falle eines überraschenden Angriffs durch Raubtiere, gewannen geworfene Steine nun deutlich an Bedeutung. Die Raubtiere, die sich bei der Beute aufhielten wurden aus der Entfernung so lange bombardiert, bis sie das Weite suchten. Unsere Vorfahren dagegen spezialisierten sich zunehmend auf das Werfen von Steinen und wurden so zu dem, was Wissenschaftler heute unter Homo habilis verstehen. Sie entdeckten sehr schnell, dass sich scharfe Steinabschläge gut zum Zerlegen der erbeuteten Tiere eigneten und gewöhnten sich bald an, ihre mitgebrachten Wurfsteine auch als Material und Werkzeug zur Herstellung von Abschlägen einzusetzen. Die besten, rundesten Wurfsteine wurden dabei als Hammer genutzt, Wurfsteine zweiter Wahl als Rohmaterial. Benutzt man einen runden Stein sehr häufig als Hammerstein, dann nimmt er eine ideale Kugelgestalt an. Manche Wurfsteine unserer Vorfahren waren so beliebt, dass sie tatsächlich so lange nur als Hammersteine genutzt wurden, bis perfekte Kugeln daraus wurden.

Die Herstellung von Steinwerkzeugen war für den Homo habilis aber nur eine neue Tätigkeit, die auch schon vorher im Bereich dessen gelegen hatte, was unsere Vorfahren leisten konnten. Angepasst hat sich Homo habilis nicht an die Werkzeugherstellung, sondern an das Werfen und das Verjagen von Raubtieren von deren Beute. Dies hatte Folgen:

Die kurze Habilinenphase der menschlichen Evolution war eine Übergangsphase, in der es nicht gelang sich in einer stabilen Nische einzunisten. Anpassungen an das Werfen ermöglichten einen Aufstieg innerhalb der Rangordnung der Raubtiere, die am Aas ausgefochten wird. Es kam zu einer zunehmenden Meidung unserer Vorfahren seitens der Raubtiere. Damit kamen unsere Vorfahren auch immer weniger als potentielle Beute in Frage. Mehr Kinder konnten so aufgezogen werden und erhöhten dann als Erwachsene den Konkurrenzdruck um die limitierten Ressourcen. Revierkonflikte gewannen infolge dessen immer mehr an Bedeutung und bei diesen Konflikten spielten nun geworfene Steine eine Schlüsselrolle.  Innerhalb von einer halben Jahrmillion wurden die Wurfleistungen so weit verbessert, dass das Vertreiben von Raubtieren vom Aas kaum noch zur Selektion beitrug - selektiert wurden unsere Vorfahren nun vor allem in Auseinandersetzungen mit Ihresgleichen. Am Ende der Habilinenphase vor 2 Millionen Jahren hatte der Satz Gültigkeit erlangt, dass der Mensch des Menschen Wolf ist - er ist das zentale Leitmotiv der Menschwerdung. Vor diesem Hintergrund sind die gravierenden Umstellungen beim Übergang vom Homo Habilis zum Homo erectus zu verstehen.

KAPITEL III - DER MENSCH NIMMT GESTALT AN

Der geringe Raubtierdruck und die hohe Bedeutung geworfener Steine sind die Randbedingungen, die dafür gesorgt haben, dass der Mensch ein ganz besonderer Affe ist. Wer schon einmal ein Mikrophon an den dazu gehörigen Lautsprecher gehalten hat, hat eine Vorstellung davon, was eine Instabilität infolge einer Rückkopplung ist. Auch die Entwicklung des menschlichen Gehirnvolumens “riecht” förmlich nach einer Instabilität und verlangt zur Erklärung nach einem Rückkopplungsprozeß. Der in der Habilinen-Phase verringerte Raubtierdruck setzte genau diesen Prozeß direkter Rückkopplung in Gang. Unsere Vorfahren hatten “ökologische Dominanz” erreicht. Der Preis dafür war, daß von da an in erster Linie der direkte Wettbewerb mit Ihresgleichen über den Fortpflanzungserfolg unserer Vorfahren entschied - in diesem Sinne erschuf der Mensch tatsächlich sich selbst. Im Mittelpunkt standen dabei die Wurfleistungen - Der Mensch wurde zum spezialisierten Werfer und infolge dessen zu einem ausgesprochenen Distanztier. Beim Übergang zum Homo erectus fanden unter anderem folgende Anpassungen statt:

Anpassungen an das Werfen (vor allem bei Männern): Breite Schultern, abgeflachte Brust, lange Beine mit schweren Unterschenkeln (diese gingen massiv zu Lasten des Kletterns auf Bäume), großer Gesäßmuskel, Fähigkeit zur Rotation des Oberkörpers um die Längsachse, niedrigerer Körperschwerpunkt, insgesamt graziler Körperbau, eine Schultermuskulatur die einem Auskugeln des Armes beim Werfen entgegenwirkt, beschleunigte Leitung von Nervenimpulsen zu den Händen, verbesserte räumliche Wahrnehmung, verbesserte Handsensorik, verbesserte Analyse der physikalischen Eigenschaften in der Hand gehaltener Steine (Gewicht, Trägheitsachsen, Trägheitsmomente -> optimale Positionierung für einen kontrollierten Wurf), verbesserte Planung komplexer, ballistischer Bewegungen (Als “ballistisch” hat William Calvin Bewegungen bezeichnet, die so schnell statt finden, daß in ihrem Verlauf keine Korrekturen durch Rückkopplungsprozesse statt finden können - dies stellt extreme Anforderungen an die Vorausplanung.), Entwicklung eines angeborenen Programms zum Erlernen des Werfens, Entwicklung einer Phase der Wachstumsverzögerung (diese stellte sicher, dass Kinder sich lange genug im Werfen üben konnten, ohne von den Erwachsenen zu ernst genommen und gestört zu werden). Deutliches Gehirnwachstum infolge der oben beschriebenen Anpassungsleistungen. 

Anpassungen an das Beworfenwerden: Robustes Skelett mit extra dicken Langknochen, verdoppelte Dicke der Schädelknochen, abgeflachte, längliche Schädelform (mit funktional begründeter Ähnlichkeit zur Geometrie von Kampfpanzer-Türmen), robuster Kiefer, sehr robuste Überaugenbögen (die sich im Gegensatz zu Menschenaffen nicht mit Kaudrücken erklären lassen und beim Homo habilis bereits wesentlich “fortschrittlicher” waren), instinktive Abwehr- und Ausweichreaktionen auf Wurfbewegungen, verbesserte Fähigkeiten zur Voraussage der Handlungen Anderer (Spiegelneurone), Pflege verletzter Gruppenmitglieder.

Anpassungen an das Leben mit Werfern (Mensch als Distanztier): Verbesserung distanztauglicher Formen sozialer Interaktion -> Mimik, Gestik, Sprachentwicklung, weiße Augäpfel, deutlich unterscheidbare Körperumrisse bei Männern und Frauen (insbesondere im Falle junger Frauen), gestiegene Bedeutung visueller Wahrnehmung bei der Partnerwahl bei verringerter Bedeutung des Geruchssinns. Infolge der Sprachentwicklung ein weiterer Beitrag zum Gehirnwachstum.

Den sozialen Hintergrund für all diese Anpassungsleistungen bildete eine nach wie vor multimaskuline, schimpansenähnliche Gruppenstruktur. Unsere Vorfahren waren also nicht monogam, als sie den typisch menschlichen Körperbau und im gleichen Kontext das menschliche Gehirn entwickelten. Sie lebten in Gruppen, die kaum einmal mehr als 30 Individuen zählten. Den harten Kern dieser Gruppen bildeten die untereinander eng verwandten Männer. Diese Gruppen waren zu klein, um sich auf Dauer ohne genetischen Austausch mit Nachbargruppen fortpflanzen zu können. Im Gegensatz zu den Männern wechselten daher junge Frauen gelegentlich von ihrer Geburtsgruppe zu einer Nachbargruppe und verbesserten so die genetische Qualität ihres Nachwuchses. Dieser Gruppenwechsel wurde allerdings infolge der Entwicklung einer Fernwaffe, der Intensivierung der Revierkonflikte und der Entwicklung der Sprachfähigkeit im Laufe der Zeit immer anspruchsvoller und gefährlicher. Dies zog eine lange Reihe von Folgeanpassungen nach sich. Durch den gelegentlichen Gruppenwechsel junger Frauen blieben benachbarte Gruppen zwar genetisch und prinzipiell auch kulturell miteinander verwandt. Im Falle der kulturellen Evolution sorgte die hohe Entwicklungsdynamik jedoch dafür, daß es zu beachtlichen Unterschieden sowohl in der Sprache als auch in den klturellen Überlieferungen benachbarter Gruppen kam. Diese Unterschiede machten den Gruppenwechsel für junge Frauen mit der Zeit immer schwerer und die Integration in eine neue Gruppe wurde zu einem ausgesprochen langwierigen, riskanten und schwierigenVorgang. Damit dennoch junge Fauen in ausreichender Zahl die Gruppen wechselten, um den Inzest in einem erträglichen Rahmen zu halten, entwickelte sich bei Menschen die romantische Liebe. Junge Frauen neigten zunehmend dazu eine intensive emotionale Bindung zu einem Mann aufzubauen, mit dem sie nicht aufgewachsen waren und der den Anschein erweckte, als wäre er in der Lage und auch willens ihr bei der Integration in seine Gruppe den benötigten Schutz zu gewähren. Männer neigten zunehmend dazu, sich in junge, fremde Frauen zu verlieben und ihnen so lange treu zu bleiben, bis sie in der neuen Gruppe als integriert gelten konnten. Dies waren keine Anpassungen an die Ehe, sondern an eine “Lebensabschnittsbeziehung”. Eine junge Frau, die sich einen Partner fürs Leben sucht, müßte vor allem auf das Alter ihres Gefährten achten, damit er nicht ausgerechnet dann stirbt, wenn sie ihn bei der Kinderaufzucht am meisten braucht. Statt einer Vorliebe für der Pubertät kaum entwachsene Knaben, entwickelten unsere Vorfahrerinnen aber eine Vorliebe für gestandene Männer, die noch gesund genug erschienen, um in den nächsten paar Jahren von Nutzen zu sein (Bei Shakespeares Julia ist da was schief gelaufen - daher auch das tragische Ende der Geschichte. Sie wurde ausselektiert und hat ihre fitnessmindernde Vorliebe für grüne Jungs nicht weitergegeben.). Die Ernährung der Kinder spielte dabei gar keine Rolle - dafür war nach wie vor ausschließlich die Mutter zuständig. Was die junge Frau von ihrem Lebensabschnitsgefährten brauchte, war Schutz in der für sie neuen Gruppe für die Dauer des Integrationsprozesses. Beim Wechsel in eine neue Gruppe bekam es eine junge Frau nämlich nicht bloß mit einer “bösen Schwiegermutter” zu tun - sämtliche etablierte Frauen der neuen Gruppe verhielten sich nach dem gleichen Schema um “ihre” Ressourcen vor der “Neuen” zu schützen.

Fortsetzung folgt

Einen Kommentar schreiben